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Japanisches Sommerfest 2023



„Ichi, Ni, San, …, Kenshikan!“ ertönte es am Samstag, den 26.08.2023 in der Eingangshalle der japanischen internationalen Schule im 22. Wiener Gemeindebezirk. Nein, es handelt sich nicht um eine neue Trainingsmöglichkeit für unsere Vereinsmitglieder, vielmehr lud die japanische Botschaft in Kooperation mit der japanischen Gesellschaft in Österreich zu einem Natsu Matsuri, einem Sommerfest, wie es in Japan lange Tradition ist. Das Feiern liegt den Japanern im Blut und die Feiern haben meist einen konkreten traditionellen Bezug zu japanischen Bräuchen. Diese Bräuche und die Kultur Japans wurden beim diesjährigen Wiener Natsu Matsuri nicht nur durch das vielfältige Rahmenprogramm einem breiten Publikum vermittelt, sondern sehr lebhaft auch durch verschiedene Vorführungen. So wurde Kenshikan Wien die Ehre zu teil, die bei uns trainierten Budo (Kampfstil) Disziplinen Kendo und Iaido durch tatkräftigen Einsatz unserer Mitglieder zu demonstrieren. Japanische Botschaft in Österreich


Als erste Disziplin war Kendo auf dem Programm und so betrat unser Kendo Team unter der Leitung von Kei Funabiki Sensei (6. Dan,Renshi) die Bühne. Nach einer kurzen allgemeinen Einführung durch den Moderator, was Kendo ist und was es bedeutet es auszuüben (nachzulesen auf der All Japan Kendo Federation Website: https://www.kendo.or.jp/en/knowledge), die von Minato, einem unseren jüngsten Kendoka, auch ins japanische übersetzt wurde ging es gleich mit praktischen Übungen zur Sache. Die Beginner zeigten die ersten drei Kendo Kihon Kata die alle angewendeten Grundschläge im Kendo in gut definierten und überschaubaren Bewegungsabläufen und nur mit angetäuschten Schlägen erlernbar machen. Nachdem diese Bewegungsabläufe langsam und ohne Rüstung durchgeführt werden, ist dies auch gut geeignet, um sie dem Publikum zu präsentieren. Nach verdientem Applaus, obgleich der sauberen Ausführung der Kata durch unsere jüngsten Mitglieder und der darauf folgenden Begrüßungszeremonie mit abschließendem anlegen des Schutzhelms (Men) folgte die Gruppe der bereits geübten Kendoka in voller Rüstung (Kendo-gu).

In ihren paarweise durchgeführten Übungen konnten die vorher gezeigten Grundtechniken in der direkten Anwendung des Kakarite (Schüler-Rolle) an dem Motodachi (Lehrer-Rolle) sehr effektvoll und unter lautem Kiai (Schrei) vorgezeigt werden, da anders als bei den Kata direkt auf den Gegner geschlagen wird. Die Schläge werden in großen ausladenden Bewegungen ausgeführt, um diese richtig zu erlernen. Zusätzlich zu den Grundtechniken wurden dann auch schon mehrfach Schlag und Kombinationstechniken vorgezeigt, wie sie auch beim Training verwendet werden. Sichtlich beindruckt der soeben gesehenen Darbietung durch den bereits geübten Kendoka applaudierte das zahlreiche Publikum zur Verabschiedung dieser Gruppe.


Nach einer Überleitung nahm die Gruppe der Fortgeschrittenen ihre Plätze auf der Bühne ein, um nun die bereits gesehenen Techniken so zu demonstrieren, wie sie im Kampf Mann gegen Mann auch unter Gegenwehr Anwendung finden. Dabei werden aufgrund der notwendigen Schnelligkeit nur mehr sehr kleine Bewegungen trainiert, um den Gegner zu überraschen oder ihm zuvorzukommen. Eine fortgeschrittene Technik im Kendo stellt die einzige Stoßtechnik, der Stich zur Kehle (Tsuki) dar, bei dem es nur eine sehr kleine Trefferfläche zu treffen gilt wie unsere Fortgeschrittenen Kendoka eindrucksvoll demonstrierten. Das in echten Kampfsituationen auch Konter- und Ausweichtechniken zur Anwendung kommen, konnte ebenfalls beispielhaft vorgezeigt werden. Als krönender Abschluss der Vorführung durfte das Publikum echten Trainingskämpfen zusehen, die obwohl sie nur auf eine Minute angesetzt waren, eindrucksvoll und lautstark gezeigt haben, wie das trainierte Anwendung findet.

Nach der Verabschiedungszeremonie und einer japanischen Motivationsrede unseres jüngsten Mitglieds wurde die Vorführung mit einem gemeinsamen Rei (Verbeugung) vor dem begeistert applaudierenden Publikum beendet. In der darauf folgenden Mittagspause konnten Interessierte selbst ausprobieren wie es sich anfühlt mit einem Bambusschwert (Shinai) zu schlagen. Dankenswerterweise stellte sich das Kendo Team, furchtlose wie Samurai, in voller Rüstung als Trefferobjekte zur Verfügung.


Als zweite Budo Disziplin stand die Iaido Vorführung gleich nach der Mittagspause am Programm. Das Iaido Team unter der Leitung von Andrè Ho Sensei (5. Dan Iaido) nahm, in edle Kendo-Gi (traditionelles Gewand) gehüllt und mit echten ungeschliffenen Schwertern in ihren Obi (Gürtel) gesteckt, auf der Bühne Aufstellung. Andrè erklärte abwechselnd in Deutsch und Japanisch dem Publikum was Iaido ist und was es bedeutet es auszuführen (nachzulesen auf der All Japan Kendo Federation Website: https://www.kendo.or.jp/en/knowledge). Da es im Iaido sehr viele verschiedene Schulen und noch mehr Bewegungsformen (Kata) gibt wurde vorab erklärt welche Art der Kata bei Kenshikan trainiert und im Anschluss vorgezeigt werden. Im Iaido wird das Schwert bereits mit dem Ziehen als Waffe eingesetzt. Bei Iaido-Kata werden Bewegungsabläufe für Kampfsituationen dargestellt in der ein oder mehrere Aggressoren abgewehrt und ihrerseits angegriffen bzw. niedergestreckt werden.

Der Tatsache das es dabei um das Schneiden bzw. Töten einer Person geht wird immer mit dem notwendigen Respekt und Ehrfurcht begegnet und dabei nicht unnötig glorifiziert. Da mit echten Schwertern, meist zwar ungeschliffen, trainiert wird geht man dabei nur gegen imaginäre Gegner vor die im Geist und Handeln des Ausführenden als präsent bemerkbar sein müssen. Dies wird bei Wettkämpfen durch Punkterichter neben der richtigen Abfolge und Ausführung ebenfalls bewertet. Andrè beliebte auch des Öfteren seine Ausführungen durch Scherze aufzulockern und versicherte zum Beispiel dem Publikum, dass es selbst bei einem Unglück im Rahmen der Vorführung keine Toten geben werde, sondern maximal Verletzte und ein Krankenhaus sei sowieso gleich um die Ecke. Damit war das Publikum auch trotz der soeben beendeten Mittagspause und den verspeisten japanischen Köstlichkeiten wieder hellwach und folgte gespannt der praktischen Ausführung der Kata. Neben den von der All Japan Kendo Federation für Prüfungen und Wettkämpfe standardisierten 12 Kata, von denen auszugsweise mehrere gezeigt wurden, gab es auch seltene Kata zu bestaunen in der der Ausführende auch die Rolle des Angreifers oder Attentäters übernahm. Die Erklärungen Andrès bei der Ankündigung der Kata gab dem Publikum die Möglichkeit die kurzen und genauen Bewegungsabläufe der Kata besser zu verfolgen und die Position des normalerweise nur imaginären Gegners durch Simulation mit freiwilligen Kendoka vor der Ausführung zu sehen. Herausragend bei den Vorführungen war die Eleganz und Anmut der Ausführenden in jeder Bewegung zu beobachten die das Publikum nach jeder Kata durch Klatschen honorierte.


Da wie beim Kendo auch beim Iaido Respekt und Etikette eine große Rolle spielen wurde zum Abschluss der Iaido Vorführung die klassische Verabschiedung durchgeführt und mit einem Rei zum Publikum beendet. Das Publikum dankte den Vorführenden mit einem Abschluss-Applaus.


Die erfolgreichen Präsentationen wurden von den teilnehmenden Mitgliedern im Anschluss bei einem Abendessen gefeiert, wobei schon neue Ideen für die nächsten Vorführungen angedacht wurden. Danke an Alle die sich dafür zur Verfügung gestellt haben unseren Sport und den Verein bei dieser Gelegenheit vorzustellen und für die großartige Zusammenarbeit davor und währenddessen!

Das rege Interesse an den Vorführungen und die vielen Fragen, die dem Publikum beantwortet werden konnten, waren neben den dankenden Worten des Veranstalters die schönste Belohnung für die Vorführenden und sicherlich auch für unseren gesamten Verein.


Kendo Vorführung
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